Heinrich III, Burggraf von Regensburg

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About Heinrich III, Burggraf von Regensburg

From http://schutzkirchen.robl.de/14-minnesaenger.html: contact Roderick Hinkel for further information.

Der Minnesänger auf der Rosenburg

Historische Figuren bleiben blass, wenn keine genuinen Schriftzeugnisse aus ihrer Hand vorliegen oder die Vorstellung nicht durch bildliche Darstellungen unterstützt wird. Im Fall der Burggrafen von Regensburg wäre beides aufgrund ihres mittleren Ranges in der Feudalpyramide und der frühen Zeit, in der sie lebten, nicht zu erwarten. Man muss es deshalb als eine ausgesprochen glückliche Fügung des Schicksals ansehen, dass die Burggrafen nicht nur ihre Unterschriften in Zeugenlisten, sondern ihre persönliche Handschrift in drei mittelalterlichen Liedersammlungen, in Form von Gedichten mit Bilddarstellungen, hinterlassen haben. Die Strophenfolge und Textabweichungen, aber auch die Übereinstimmungen in den Schriften sind für die fachliche Zuordnung der Autoren in den genannten Werken von größter Bedeutung. Die Quellen

Der Codex Manesse, auch große Heidelberger Liederhandschrift genannt (früher Pariser Liederhandschrift), entstand um 1300 im Zürich. Er wurde in Nachträgen bis 1340 fortgesetzt und gehörte einst der Züricher Patrizierfamilie Manesse, daher der Name. Heute befindet er sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg als Codex Palatinus Germanicus 848 [00]. Der Band umfasst 426 Pergamentblätter im Format 35,5x25 cm und enthält die mittelhochdeutschen Gedichte von 140 Minnesängern, wobei diesen 138 prachtvolle Autorenbilder mit Wappen und Helmzier vorangehen. Die Anordnung erfolgte nach dem jeweiligen Rang des Dichters, am Anfang stehen die staufischen Kaiser Heinrich VI. und Konrad IV., dann folgen Fürsten, Herren und Meister, darunter auch "der Burggrave von Regensburg" und "der Burggrave von Rietenburg". Die Weingartner Liederhandschrift ist eine zwischen 1310 und 1320 in Konstanz entstandene Sammlung der Minnelyrik. Sie enthält 33 Textblöcke auf 158 Blatt kleinformatigen Pergaments, von 26 Versdichtern vom Ende des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhundert in Mittelhochdeutsch gereimt, zusätzlich 25 ganz- und halbseitige Abbildungen der Dichter, darunter auch "den Burggraf von Rietenburg". Das Manuskript befindet sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart, als Codex HB XIII 1.

Die 1984 entdeckten Budapester Fragmente, drei Blätter einer nicht vollendeten Liederhandschrift mit Bilddarstellungen, finden sich in der Széchényi Nationalbibliothek in Budapest, als Codex Germanicus 92. Sie entstanden zwischen 1280 und 1300, stammen aus dem Donauraum und enthalten als Dichter den "Kürnberger", den "Burggraf von Rietenburg", den "Burggraf von Regensburg" und den "Vogt von Rotenburg". Das Textkorpus des Burggrafen von Regensburg in diesen Fragmenten ist im Codex Manesse und in der Weingartner Liederhandschrift dem "Burggrave von Rietenburg" zugewiesen, auch die bildliche Darstellung deutet auf den Riedenburger hin.

Bilder und Gedichte

Die in den Manuskripten enthaltenen Bilddarstellungen sind zeitnah zu den Lebenszeiten der Dichter erstellt und dadurch relativ authentisch. Man nimmt verwundert zur Kenntnis, dass die Burggrafen von Regens- und Riedenburg nicht nur Grafen und Politiker, sondern auch Lyriker waren! Durch ihre Minnelieder nehmen sie einen wichtigen Platz in der Literaturgeschichte ein, denn immerhin gelten sie als früheste Vertreter dieser Literaturgattung im deutschsprachigen Raum.
"Der Burggrave von Regensburch" aus den Budapester Fragmenten (um 1300). Der traditionellen Ansicht nach handelt es sich bei den Dichtern um die Söhne Burggraf Heinrichs III., wobei unter dem "Burggrave von Regensburg" überwiegend Friedrich verstanden wird, unter dem "Burggrave von Rietenburg" seine Brüder Otto oder Heinrich [01].

Nun kann es im Folgenden nicht darum gehen, in die wissenschaftliche Diskussion der Germanisten und Mittelalter-Philologen darüber einzugreifen, wie die in den Handschriften enthaltenen Gedichte zu werten sind. Aber wir wollen einzelne Gedichte und Autorenbilder vorstellen und aus der Biographie heraus nach Kriterien suchen, wer von ihnen als Dichter in Frage käme. Dabei beschränken wir uns im Wesentlichen auf eine Person, denn jüngste Analysen der betreffenden Handschriften unter formalen und poetologischen Aspekten haben genau das festgestellt, was schon in der allerältesten Literatur vermutet wurde, nämlich dass es sich bei den beiden "Burggraven" aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um zwei distinkte Personen, sondern um ein- und denselben Verfasser handelt [02].

Unabhängig von dessen Identität:

Die hier in Auszügen vorgestellten Strophen gehören zu den ältesten Dichtungen aus dem deutschen Sprachraum. Der "Burggrave von Regensburg" repräsentiert demnach den ersten altbayerischen Minnesänger überhaupt, der "Burggrave von Rietenburg" den ersten, der eine unglückliche Liebe zum poetischen Motiv erwählt hat.

Der "Burggrave von Regensburg"

Ich lac den winter eine, wol trôste mich ein wîp, vore si mír mit vröiden kunde die bluomen und die sumerzît. daz nîden merkaere. dêst mîn herze wunt. ez enhéile mir ein vrowe mit ir minne, éz enwirt niemêr gesunt. Ich lass den Winter schalten, es tröstet mich ein Weib; sie weiß mir zu entfalten Blumen und Sommerzeit. Das merken mir die Neider, drum ist mein Herz mir wund! Wenn sie‘s mit ihrer Minne nicht heilt, so werd ich nie gesund! Nu heizent sî mich mîden einen rítter: ich enmac. swenne ich dar an gedenke, daz ich sô güetlîchen lac, verholne an sînem arme, des tuot mir senede wê. vón im ist ein als unsenftez scheiden, des mác sich mîn hérze wol entstên. Nun heißen sie mich meiden einen Ritter, den ich mag. Wenn ich daran gedenke, dass ich so glücklich lag verstohlen ihm im Arm: Ach, tut das Sehen weh! Von ihm ist unsanft scheiden, ach tut mein Herz mir weh! Ich bin mit rehter staete einem gúoten rîter undertân. wie sanfte daz mînem herzen tuot, swenne ich in umbevangen hân! der sich mit manegen tugenden guot gemachet al der welte liep, der mac wol hôhe tragen den muot. Sine múgen alle mir benemen, den ich mir lange hân erwelt ze rehter staete in mînem muot, der mich vil meneges liebes went. und laegen sî vor leide tôt, ich wil ime iemer wesen holt. si sint betwungen âne nôt. Ich häng in echter Lieb' und Treu' an einem guten Rittersmann. Und nehm‘ ich ihn in meinen Arm, wie wohl ist mir im Herzen dann! Wer sich durch Tugenden als gut und tüchtig dieser Welt erwies, der darf wohl tragen hohen Mut. Sie alle nehmen mir ihn nicht, den ich zu rechter Treue schloss seit langer Zeit mir schon ins Herz, von dem ich Liebes viel genoss. Und brächt‘ der Neid ihnen den Tod, ich bleib' ihm hold auf immer; sie sind bezwungen ohne Not.

Der "Burggrave von Rietenburg"

"Der Burggrave von Rietenburg" - Seite der Weingartner Liederhandschrift "Der Burggrave von Rietenburg" - Prachtbild aus dem Codex Manesse, fol. 119v. Diu nahtegal ist gesweiget, und ir hôher sanc geneiget, die ich wól hôrte singen. doch tuot mir sanfte guot gedinge, den ich von einer vrowen hân. ich wil ir niemer abe gegân und biut ir staeten dienest mîn. als ir ist liep, alse wil ich iemer mêre sîn. Die Nachtigall hat ausgesungen, ihr süßer Sang ist jetzt verklungen, den ich so lieblich hab‘ vernommen. Doch hab‘ ich wieder Mut gewonnen, den eine Frau mir hat verlieh‘n. Ihr will ich nimmer mich entzieh‘n und will ihr treue Dienste weih‘n. So soll es immer mit mir sein! Sît si wil versuochen mich, daz nim ich vür allez guot. sô wirde ich góldìgelîch, daz man dâ brüevet in der gluot Und versúochìt ez baz. bezzer wirt ez umbe daz, lûter, schoener unde klâr. swaz ich singe, daz ist wâr: glúotìs ez iemer mê, ez wurde bezzer vil dan ê. Will sie mich prüfen, der ich hold, so heiß ich den Versuch nur gut: Denn ähnlich werd ich sein dem Gold, das man geprüft in Feuers Glut. Und, wenn es dies erfuhr, sich rein und klar und schöner zeigt sogar. Ja, was ich singe, das ist wahr: Wie pures Gold sich klärt im Feuer, bin ich, erprobt, ihr nur noch treuer!

Der "Burggrave von Regensburg" - ein Lebensbild

Fokussieren wir nach diesen dichterischen Zeilen auf die Bilddarstellung des Codex Manesse, die den Gedichten des "Burggrave von Regensburg" vorangeht. "Der Burggrave von Regensburg" - Prachtbild aus dem Codex Manesse, fol. 318r. Über der Szenerie schwebt das Stadtwappen von Regensburg, die beiden gekreuzten Schlüssel stellen nach der einen Deutung die beiden Himmelsschlüssel des Petrus und damit die Domkirche St. Peter dar, nach der anderen die weltliche und geistliche Doppelherrschaft der Stadt.

Zur Linken sieht man den im Erwachsenenalter befindlichen und mit Robe versehenen Burggrafen auf seinem erhabenen Richterstuhl sitzen, die Beine übergeschlagen und die rechte Hand erhoben: Er hat soeben ein Gerichtsurteil gesprochen!

Hinter ihm stehen zwei Gerichtsdiener im Harnisch, sie und das Schwert des einen symbolisieren die Vollzugsgewalt.

Auf der rechten Seite im Hintergrund stehen drei junge Männer, alle sehr ähnlich und in ziviler Kleidung. Sie fungierten als Zeugen.

Im Vordergrund rechts stützt sich ein schmächtiger Greis mit seiner Linken auf einen Pilgerstab, während seine Rechte erhoben ist und signalisiert, dass er den Richterspruch entgegengenommen und akzeptiert hat. Sein Kopf ist bereits zum Gehen gewandt.

Nach dem Expertenurteil von W. Koschorreck handelt es sich hierbei um eine Szene der hohen Gerichtsbarkeit:

Sie stellt eindeutig die Stadtverweisung und Verbannung eines alten Mannes dar, der sich auf Wanderung begeben muss. [03]!


Grabplatte des Reklusen Mercherdach in der Mercherdachkapelle beim Stift Obermünster in Regensburg Mit dieser Deutung erweist sich die Darstellung im Codex Manesse als eine äußerst wertvolle biographische Quelle:

Es handelt sich recht eindeutig um die Darstellung Burggraf Heinrichs III. von Regensburg und um eine Allegorie seines Lebens, wobei der Richter zur Linken den Burggrafen auf dem Gipfel seiner Macht darstellt, und der zum Rückzug aus der Welt verurteilte Greis denselben Burggrafen in seiner späten Lebensphase, als künftiger Heinrich von Ebrantshausen, der sich - aus Regensburg verdrängt - auf seine ganz persönliche peregrinatio begeben muss.

Die drei jungen Männer im Hintergrund scheinen - in Haarfrabe und Mimik dem Burggrafen wie aus dem Gesicht geschnitten - die drei Söhne Heinrichs sein.

Sogar in den Details finden sich Analogien zur Lebensgeschichte: Die Glatze und der Bart des Verurteilten symbolisieren das Alter des Mannes und vielleicht auch sein Inkognito, der Stab in der Linken ist eine Cambutta und weist den Verurteilten als Pilger aus [04]. Die Schlankheit kann als Hinweis darauf gelten, dass sich Heinrich von Ebrantshausen mit einem Bußreifen zur Magerkeit kasteite.

Die ganze Darstellung erinnert an die Gedenkstele eines iroschottischen peregrinus, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und sich noch heute in Regensburg befindet: Der Grabstein des heiligen Mercherdach. Ihn könnte auch der Verfasser des Codex Manesse gesehen haben.

In ihrer diversifizierten Symbolik spiegelt die Darstellung der Liederhandschrift nahezu Heinrichs gesamtes Leben wieder - Familie, Aufstieg und Fall. Demnach dürfte Burggraf Heinrich III. von Regensburg mit dem Minnesänger "Der Burggrave von Regensburg" aus dem Codex Manesse identisch sein. Der Buchmaler scheint über sein Schicksal bestens Bescheid gewusst haben!