Henry (Heinz) Otto Leichter

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Henry O. Leichter

(1924 – 2010)

Nachruf

Henry O. Leichter ist am 20. Dezember in New York im Alter von 86 Jahren nach einer langen Krankheit verstorben. Er war ein Sohn von Käthe und Otto Leichter, die als bekannte sozialdemokratische Politiker und Intellektuelle im Umfeld Otto Bauers und der Wiener Arbeiterkammer bis 1933 wissenschaftlich, politisch und journalistisch tätig und danach unter der autoritären Diktatur und verstärkt im Nationalsozialismus Verfolgungen ausgesetzt waren. Henry gelang es, mit seinem jüngeren Bruder, Franz S. Leichter, in einer abenteuerlichen Flucht zu seinem Vater nach Frankreich und von dort in die USA zu gelangen, während seine Mutter im KZ Ravensbrück ermordet wurde.

Nach dem Militärdienst in der US-Armee studierte er an der Columbia University Jus und wurde als Rechtsanwalt in den USA und im internationalen Bereich tätig. Noch von den europäisch-sozialdemokratischen Idealen seine Jugend geprägt gehörte er zu den Reformkräften der Demokratischen Partei seiner neuen Heimat. So arbeitete er im „Peace Corps“ J. F. Kennedys und an der demokratischen Politik in Stadt und Staat New York mit. Zunehmend engagierte er sich auch als eine Art inoffizieller amerikanisch-österreichischer Botschafter auf beiden Seiten seiner kulturell-nationalen Identität. Sein Lebensweg ist in zwei Büchern (Henry O. Leichter: Eine Kindheit, Wien 1995 und Heinrich Berger u.a. (Hg.): Briefe ohne Antwort, Wien 2003) dargestellt.

Mit Henry Leichter verlieren nicht nur seine Frau, die Columbia-Professorin für Erziehungswissenschaft Hope Leichter, und seine große Familie, sondern auch das LBIHS einen langjährigen Freund und interessanten Gesprächspartner ebenso wie seine politischen Freunde diesseits und jenseits des Atlantiks einen unermüdlichen Fechter für soziale Gerechtigkeit und einen aufrechten Humanisten.

(Gerhard Botz, LBI für Historische Sozialwissenschaft, Wien)