Ewald Gelf, I

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Ewald Gelf, I

Also Known As: "Gelpff", "Gelff", "Gelph"
Birthdate:
Birthplace: Dieburg, Darmstadt, Hessen, Germany
Death: circa 1570 (60-78)
Seligenstadt, Darmstadt, Hessen, Germany
Immediate Family:

Husband of Katharine Gelf; Katherine Gelf and Anna Gelf
Father of Adam Gelf, I; Margarete Hofmann; Katharine Schmitt; Jost Gelph; Johann Gelf and 6 others
Brother of Clas Gelf

Occupation: Tuchmacher, Schöffe, Ratsherr, Bürgermeister
Managed by: Tobias Rachor (C)
Last Updated:

About Ewald Gelf, I

Die Graphische Darstellung der Familienverbindung Keibing-Gelf auf Seite 72 des Sippenbuch Seligenstadt ist nicht korrekt.

Katharina Gelf geborene Keibing war die Tochter von Johann Keibing II. und Margerete Keibing geborene Schrepf, also eine Enkeltochter und nicht die Tochter von Johann Keibing I. und Katharina Keibing geborene Kemmerer.

1. Zinsregister der Stadt Seligenstadt am Main (StZ), Blatt 10 Vorderseite, 07 Jan 1527, Stadtarchiv Seligenstadt am Main.

Er pachtet das Seligenstädter Hospital für 3 Gulden weniger 1 Ort Jahresmiete:

"Item uff montag nach Epiphanias domini haben wir Ewaldt gelpffen den Spital das jar III gulden minus 1 orth. Actum anno XXVII. "

Von zweiter Hand am Rand:

"Vedit in anno XXVII".

2. Stadt Seligenstadt, Bedregister - Seligenstadt am Main (Bedr.), Blatt 1 Vorderseite, 1527/1529, Stadtarchiv Seligenstadt am Main.

(=Steuerregister).

Als Meister der Wollweberzunft zahlt er in dieser Zeit den bescheidenen Betrag von 17 Schillingen, 2 Pfennige und einen Heller Bede:

"Ewald Gelpff XVII sol. II. den. 1 heller"

Daneben von zweiter Hand:

"abcd abcd abcd"

Diese Buchstaben besagen, dass die Steuer zu je vier Zielen während dreier Jahre bezahlt wurde.

Es gab damals reichere Bürger in Seligenstadt und Ewald Gelf musste seine spätere hochangesehene Stellung erst noch aufbauen.

3. Zinsregister der Stadt Seligenstadt am Main (StZ), Blött 32 Vorderseite, 1536/1538, Stadtarchiv Seligenstadt am Main.

Mitglied des Schöffenkollegiums.

Baurentmeister in Seligenstadt.

4. Wollweberzunftbuch-Seligenstadt am Main, Wzft, Blatt 61 Vorderseite, Staatsarchiv Darmstadt.

Er war Tuchmacher, arbeitete selbst am Webstuhl und beschäftigte Lehrlinge.

5. Stadt Seligenstadt, Stadtrechnungen - Seligenstadt am Main, StR, Blatt 10 Rückseite, 1570, Staatsarchiv Darmstadt.

Von 1498 an im Stadtarchiv Seligenstadt, vorher im Staatsarchiv Darmstadt.

Die Nachkommen dieser bedeutenden Seligenstädter Familie dürften zu hunderten nicht nur in der engeren Umgebung, sondern in ganz Mitteleuropa verbreitet sein. Ihre Verwandtschaft mit dem Hause Fleischbein und die aus ihr sich erhebende Anwartschaft auf die Fleischbeinische Studienstiftung war mit die Ursache, dass sich dieser tüchtigen Sippe die allgemeine Aufmerksamkeit in einem Maße zuwandte wie keiner anderen Seligenstäddter Familie.

Vor 1526 ist der Name Gelf in Seligenstadt noch nicht vorhanden, was durch die vollständig erhaltenen Bedregister von 1498-1499 und 1508-1519 belegt wird.

Der Stammvater der Seligenstädter Gelf Familie muss also nach Seligenstadt zugezogen sein.

Erstmals wird in den Bedregistern von 1526/27 Ewald Gelf unter den Meistern der Wollweberzunft genannt.

Er muss also spätestens 1526 nach Seligenstadt gekommen sein.

Erstmals wird er urkundlich erwähnt, als er am 7. Januar 1527 das Hospital in Seligenstadt pachtet.

Zunächst lebte er in recht bescheidenen Verhältnissen, was durch die von ihm zu zahlende Bede der Jahre 1527-1529 belegt wird. Seine hochangesehene Stellung in Seligenstadt musste er sich erst noch aufbauen. Der Weg dahi war auch für den entschlossenen und tatkräftigen Ewald Gelf mit vielen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten verbunden.

Schon 1535 wird er in einen Prozess wegen eines Hauses verwickelt, das er "im Abtrieb an sich geländet" hatte. Dieses Haus hatte vorher Gerhard Schmied gehört, der "in der uffrur ußlendisch" geworden war (er hatte wegen der Aufstände 1525 Seligenstadt verlassen müssen). Nach dem Tod seines Schwiegervaters, Wilhelm Keibing, durfte er auf bitten seiner Schwiegermutter wieder nach Seligenstadt zurückkehren. In Seligenstadt besaß er zwei unmittelbar nebeneinander liegende Häuser, wobei das hintere einen Hofausgang durch das vordere hatte. Gerhard vermietete das hintere Haus und vernagelte die Verbindungstüre zwischen den beiden Höfen, um im Gebrauch seines Hofs ungehindert zu sein.

Als nun Gerhard die beiden Häuser getrennt verkaufte, kam das vordere durch das Abtriebsrecht an Ewald Gelf. Der Käufer des hinteren Hauses beanspruchte jedoch das Durchfahrtsrecht durch Ewalds Hof. Ewald berief sich jedoch darauf, dass er das Haus gekauft habe ohne die Belastung durch das Durchfahrtsrecht. Es kam zu mehrfachen Verhandlungen vor dem Stadtgericht und die Art, wie Ewald diesen Prozess führte und gewann, ist bezeichnend für sein ganzes Wesen. Er brachte zunächst nur die notwendigsten Zeugen und Beweise, um in der nächsten Verhandlung immer schwerere Argumente aufzuführen. Die geschah in ruhiger und sachlicher Weise, sodass man den Eindruck hatte, als ob er sich ganz passiv verhalten habe.

Der Prozess ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil er die Verwandtschaft Ewalds mit der Familie Keibing beweist, denn nur dadurch konnte es ein Abtriebsrecht beim Kauf des Schmiedschen Hauses geben (Stadtgerichtsprotokolle 1535 Blatt 28 ff., Blatt 30 f.).

Die männliche Art, mit der er auftrat, sicherte ihm bald das Vertrauen seiner Mitbürger und der Behörden. Schon 1536 war er Mitglied des Schöffenkollegiums und 1538 bekleidete er zusammen mit Reitz Löhr das Baurentmeisteramt, das höchste bürgerliche Amt, das es in der Stadt gab. Mehrfach hat er Verhandlungen und Zeugenverhöre des Stadtgerichts geleitet und dies auf eine Art, deren sich auch mancher moderne Jurist nicht zu schämen brauchte. Wenn die Eingaben, die er zu den Gerichtsakten gab von seiner Hand geschrieben sind, was anzunehmen ist, so deutet die feste, dicke, eckige und klare Schrift dieser Urkunden auf eine Persönlichkeit von ganz besonderer Prägung hin.

Im Namen der Stadt verhandelte er mit dem Erzbischof und anderen Fürsten, führte mehrfach Gesandschaften und regelte als Bürgermeister das Rechnungswesen.

Als Tuchmacher arbeitete er selbst am Webstuhl und beschäftigte Lehrlinge. Seine Geschäfte erstreckten sich über das gesamte, damals nicht kleine Wirtschaftsgebiet der Stadt Seligenstadt. Wie in anderen Städten war auch in Seligenstadt das Tuchmacherhandwerk durch die englische und flandrische Konkurrenz längst von seiner alten stolzen Höhe herabgesunken, weil sie mit dieser nicht Schritt halten konnte. Trotzdem behauptete die Seligenstädter Wollweberzunft noch ihre alte Stellung als vornehmste Zunft. Es ist durchaus möglich, dass Ewald Gelf, wie dies auch sonst oft geschah, auch ärmere Meister bei sich beschäftigte. Schon 1536 muss er Rechenmeister der Tuchmacher gewesen sein. In diesem Jahr führte er zusammen mit seinem späteren Stiefsohn, dem Tuchmacher Marzellin Heller einen Gulden "Pencian" (Zinsen) von 10 Gulden "Hausgelth" (auf ein Haus eingetragene Grundschuld) an die Kerzenmeister der Wollweberzunft ab (Wollweberzunftbuch Blatt 2 Rückseite). Es handelte sich dabei nicht um private Verpflichtungen, sondern um Geld, dass die Wollweberzunft ihnen für ihr Färbehaus geliehen hatte.

Wenn es nötig war griff Ewald Reitz bei der Wahrnehmung seiner Geschäftsinteressen mit Tatkraft durch. So verklagte er 1539 den Contz Glockner zu Alzenau um 3 Gulden 19 Weißpfennige für geliefertes Tuch, das dieser trotz wiederholter Mahnung nicht bezahlte (Stadtgerichtsprotokolle Blatt 204 Rückseite).

1543 ging er in gleicher Weise gegen seinen Schuldner Hans Scherer von Wasserlos vor (Stadtgerichtsprotokolle Blatt 81).

1547 klagte er zusammen mit den Tuchmachern Niklas Hock, Marx Gast und Hans Gast gegen den Gerber Reitz Dreiser, weil dieser durch Aufhängen von Häuten, durch den Gestank des Unrates, den er von den Häuten schabe, sowie durch einen Neubau ihnen den Gebrauch ihres Färbehauses unmöglich mache (Stadtgerichtsprotokolle Blatt 114 ff.).

1551 verklagt er Hans Schnabel wegen einer Geldforderung (Stadtgerichtsprotokolle Blatt 142 f.).

1547 wande er zur Beitreibung eines Ausstandes eine List an: Steffen Bernhart zu Alzenau schuldete ihm für geliefertes Tuch ("Weisduch, Futterduch, Raithduch") die Summe von 22Gulden und 3 Weißpfennige. Da Ewald trotz allem gütlichen Zureden nicht zu seinem Geld kam, kaufte der Tuchmacher Leonhard Hock (sicher nicht ohne Zutun von Ewald Gelf) von Steffen Bernhart fünf Ohm Wein, ohne sie gleich zu bezahlen. Die Kaufsumme für diesen Wein ließ Ewald nun sofort pfänden (Stadtgerichtsprotokolle Blatt 75).

Aus anderen Quellen geht hervor, dass sich Ewald Gelf in späteren Jahren an dem in Seligenstadt blühenden Weinhandel beteiligte. So lieferte er 1552 den Wein für das vor Seligenstadt lagernde Kriegsvolk (Stadtrechnungen Blatt 15 Rückseite). 1562-1566 hatte er den kleinen Rathauskeller gepachtet (Zinsregister Blatt 8 Rückseite und Stadtgerichtsprotokolle Blatt 75).

Ewald Gelf war dreimal verheiratet. Seine erste Frau hieß Katharine und war eine Tochter des Johannes Keibing II. aus dessen ersten Ehe mit Margarete Scherpf. Katharine starb um 1539 und ihre Brüder Hans und Peter wurden als Vormünder der unmündigen Kinder bestimmt. "Johannes und Peter Keybing gebrudere" verkauften nach 1557 für sich selbst und zusammen mit Ewald Gelf "im namen und wegen seiner ersten Ehe Kinder" ein gemeinsam geerbtes Haus zum Preis von 350 Gulden (Währschaften Blatt 37 Vorderseite).

1539 heiratete er Katharine, die Witwe des Wollwebers Reitz Heller und übernimmt die Verwaltung des Hellerschen Hauses "Zum Raben" (Zum Rappen). Das Haus bleibt jedoch im Besitz seiner Ehefrau, da diese aus erster Ehe bereits Kinder hatte und durch das "Verfangenschaftsrecht" das Haus den Kindern und nicht als Heiratsgut dem neuen Ehegatten zufiel Gütertrennung zwischen Ehegatten wie wir sie heute kennen war zu dieser Zeit noch unbekannt (Zinsregister 1540, Blatt 58 Vorderseite: "Ewald Gelpff 4 den vom hueß zum rappen" , Zinsregister 1542, Blatt 64 Rückseite: "Ewald Gelpff 4 den. von wegen seiner hausfrauen haus zum raben").

Katharine starb bereits 1545 und nach ihrer Beerdigung hat man nach alter Seligenstädter Sitte die Leidtragenden, Ewald Gelf und "seine zweien sonen zum wein gefurth und inen die orten geschenkt" (Stadtrechnungen Blatt 17 Vorderseite: im Rathaus als Familienhaus Stadt erhielten sie Geldstücke, die man als Ehrengabe der Stadt verschenkte).

Durch eine nicht mehr erhaltene Eheberedung mit seiner Frau Katharina stand Ewald "das halber theyl aller irer farrenthab zu einem heiratsgudt" zu (fahrende Habe). Er scheint aber zu Gunsten seiner Stiefkinder von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht zu haben, denn bei der Teilung ist von dem war ihm zugesprochen worden sei keine Rede mehr.

Die Hinterlassenschaft seiner Frau Katharine wurde unter ihren beiden Töchtern aus erster Ehe Katharine, verheiratet mit Reitz Dreiser dem Jungen, und der noch unmündigen Margarete "Margrethlin" aufgeteilt (Einkindschaften Blatt 219 ff.) Der Sohn Marzellin Heller war schon früher abgefunden worden (Stadtgerichtsprotokolle 1545, Blatt 30).

Katarine hatte "den werckzeuck zum hantwerck ires vorigen hauswirts seligen kleider.....irem son Marcellin alsbalt zugestellt....und dan ir kleider und geschmeide zu irem leib gehörig iren zweyhen döchtern vorbehalten und den übrigentheyl der farenthab iren dreihen kindern zugeben verheysen, wie dan auch Marzellin seines theyls vergnüncket worden" (Einkindschaften Blatt 219 ff. vergnüncket=befriedigt).

Die Teilung selbst ist insofern interessant, weil sie ein Bild vom Schmuck und Hausrat altseligenstädter Bürgersfauen gibt.

Auszug aus der Hinterlassenschaft:

"Volgt erstlich theilung der Cleinodien, Item zwei cleine Agstein paternosterlin (Rosenkränze).....Item 8 silbern vergulte paternosterkorner....Item vier silberne hertz gespis (Herzen aus Jaspis) groes und clein, 5 silberne paternoster korner und Johans haubt (Haupt des hl. Johannes des Täufers) ....ein groß und clein hertz....Item ein schwarzer Agstein, Zeckel (ein Kinderspiel) und drei silbern muntz. Darnach ein wolfzaen (Wolfszähne galten als Talisman), zwo silbernh muntz und ein silbern gulden....Item 2 perlen bendelin (Perlenschnüren)....Item 2 silbern becher ider 4 gulden angeschlagen....Item 11 loth Rothe Corallen in vier Dutten....Item vier lot geel (gelb) und schwarz agtstein paternoster korner in zwei dutten mit dem papier....Item 4 lot Catzedonen (achat calcedonius), gaspis und memengt paternoster korner.... Item der gulden gurttel mit den neun perlin, noch ein gulden gurttel mit einer Rothen gulden borten und ein klein gulden gurtelin....noch ein samater (samtener) gurttel, am gulden senkel (Gürtel) drei perlin und noch zwei gulden gurtlin.....Item 16 par gulden schloß (Schnallen) und ein einzeliches schloß...Iteem drei gulden ring....hat einer perlin..........

Kleidung

Item swey damasten goller (collier=Halsbekleidung), ein schwarzes und golt geeles . Ist Margrethen das geele worden. Item noch zwey Goller, ein schwartz samathes gefüttert und ein doppel burstada (Brusttuch).....Item zwei Rothe Atlaß goller, ist margreten eins worden, hats gleich haussen behalten uff die feyertage zetragen. Item ein harraß (Arras=französische Stadt) peltz goller und zwey hals ducher, Roth samats und graen damastes uff einem loeß und dem anderen loeß ein braun sammet goller mit einem rothen brusttuch und zweyen hals duchern atlaß, eins graen, das andere roth, ist Margrethen das letzt loeß worden. Item ein schwarz schamlot (camelot=aus Kamelhaar) goller uff einem und dem anderen loeß ein weiß leinen brostuch mit golt ausgestochenen und kartheken brostuch.....Item die harraß und die schauben (ein bis zu den Knien reichendes Oberkleid, vom italienischen gluppa, franz. jupe)....Item ein Roth lundische (von London) Schauben und ein rother lundischer schwebender Rock.....Item ein schwartz lundisache schaube, bruest durch und ein rote lundische schauben....Item ein doppel brusteedt und ein schlecht brustedt mit beeltz (Pelz) gefuttert obermudere (Mieder)...Item ein groen und bloer barchent.... Item ein peltz und weißer parchent (Barchent) mit einer roth lundischen leisten (Streifen)......"

Es folgen nun "Zindelhauben", Mäntel, Kittel aus Leinen und Baumwolle, "Handsqueelen" (Handtücher), Schleierkrausen, sechs Schleier mit schwarzen Streifen, fünf Schleier mit "gulden leisten", ein Brusttuch mit "gulden borten" usw....

Reich vertreten war auch die "Leynenworth (Leinenzeug), die "Leyylachen" (Bettücher), die "kussenzichen" (Kissenbezüge) usw. Auch dürfte Frau Katharine mehr Wollzeug besessen haben, als irgen eine von den jetzt lebenden Seligenstädterinnen.

An "Zinnenwerk" (Zinngeschirr) und "ander Haußrath" waren vorhanden: Zinnplatten, Maßkannen, zinnere Salzkannen, Messingleuchter, Messingfischpfannen, Messingschöpfer, Messingkessel, Ofengabeln, Schaufeln, Holzteller, Holzschüsseln usw.

Die Grundstücke wurden nicht wie der Hausrat in zwei sondern in drei Teile geteilt, weil hier auch Marzellin bedacht wurde. So wurden auch das Haus "Zum Raben" und der "Rahmgarten" (in der Oberstadt in der Nähe des jetzigen

Rathauses) unter den drei Kindern aufgeteilt.

Die Alten schätzten es nicht, einen Witwer lange ohen Frau zu lassen. Die Frauensterblichkeit war ohnehin viel größer als in heutiger Zeit, weil Geburtshilfe und Wochenbettpflege auf einer sehr niedrigen Stufe standen.

Das "Trauerjahr" war den Alten volkommen unbekannt.

Bereits nach fünf Monaten heiratete Ewald am 08.11.1545 Anna Burkard, eine Tochter des Seligenstädter Bürgers Johann Burckardt (Johann IV.). Da Ewald aus erster Ehe Kinder hatte (aus zweiter Ehe nicht), musste nach gemeinem Recht eine Einkindschaft (Eheberedung) gemacht werden (Einkindschaften 1545, Blatt 17 f.).

Im "Raben" konnte Ewald Gelf nicht mehr bleiben, weil dieser nun seinem Stiefschwiegersohn Reitz Dreiser gehörte.

In denfolgenden Jahren muss Ewald Gelf sein Haus entweder umgebaut, oder ein ganz neues Haus gebaut haben.

Von der Stadt kaufte er 1548 Quadern und Bauholz (Stadtrechnungen Blatt 4 Vorderseite). Es ist zu vermuten, dass es sich bei den damals öfter vorkommenden Verkäufen von Quadern durch die Stadt nicht um Miltenberger Sandsteine handelte, wie sie die Stadt auch selbst für Bauvorhaben bezog, sondern um Abbruchsteine von der Kaiserpfalz. Von diesem schönsten und bedeutendsten Profanbau Seligenstadts blieb nichts anderes stehen, als die Ostmauer und das auch nur delhalb, weil sie als Stadtmauer benutzt wurde.

1550 lieh er der Stadt Seligenstadt 108 Ziegeln, die sie für das Mainpfortenhaus benötigte (Stadtrechnungen Blatt 18 Rückseite). Da er nicht mit Baumaterialien handelte, ist dies ein weiterer Beleg für seine Bautätigkeiten.

Für die Stadt arbeitete er mit Eifer bis zur Selbstaufopferung. 1545 war er zum zweiten Mal Bürgermeister. Im glkeichen Jahr nahm er als Gesandter der Stadt an der Beerdigung des Kurfürsten Albrecht in Mainz teil, wurde dort krank und musste 25 Tage lang in der dortigen Herberge bleiben.

1546 wurde er im Auftrag der Stadt zum Vitztum nach Aschaffenburg gesandt um mit diesem wegen eines Streits zwischen der Stadt und der Abtei Seligenstadt zu verhandeln. In diesem Jahr lieh er der Stadt 100 Gulden zu einem Zinssatz von 3,5 %, die Stadt zahlte ihm dieses aber bereits im nächsten Jahr wieder zurück.

1548 reist er zwei Mal nach Mainz für einen Handel gegen den Junker zu Hardenberg.

1549 war er wieder Bürgermeister.

"Im verhängnisvoller Jahr 1552 war er es, der "das Ruder des Stadtschiffes" inmitten schwerdter Stürme kraftvoll führte. Aber gerade damals heftete sich die Verleumdung und Verfolgung an seine Fersen, obschon seine Absicht zweifellos rein und sein Können hervorragend waren. Zumal in der Geschichtsschreibung der Abtei wird Ewald als Verräter und tobsüchtiger Mensch hingestellt........

Die Gründe für die Voreingenommenheit der Abtei gegen Ewald liegen klar zu Tage. Seit vielen Jahrhunderten war es zwischen Stadt und Abtei immer wieder zu Unstimmmigkeiten gekommen. Auf der einen Seite verzichtete die Abtei auf keines ihrer Rechte, von denen sie glaubte, dass sie ihr aufgrund ihrer Grundherrlichkeiten zustünden, zumal wenn es sich um Geldquellen drehte. Andererseits empfanden die Bürger diese Rechte der Abtei, z. B. Huldigung, Besthaupt, Kurmende, Hühnerabgaben, usw., die deutlich ihre Herkunft aus dem ehemaligen Hörichkeitsverhältnis verrieten, als unvereinbar mit ihrer bürgerlichen Freiheit. Zudem hatte die Stadt einen ununterbrochenen Kampf gegen die Ausdehnungsgelüste der Abtei zu führen, die die Nahrungsbasis der Stadt zuweilen ernstlich bedrohten, sodass auch die kurfürstliche Regierung sich meist auf die Seite der Bürger stellte.

Gerade 1546 begann wieder einer jener ewigen Prozesse zwischen der Abtei und der Stadt und Ewald war zum Vitztum nach Aschaffenburg gereist "der handlung halb zuschen gemeyner Stadt und dem Abt". Dem Charakter Ewalds entsprach es, dass er die Belange der Stadt in dieser Gelegenheit mit Tatkraft und Unnachgiebigkeit vertrat. Die Abtei wird ihn deshalb nicht besonders geschätzt haben. Umso mehr trauten ihm seine Mitbürger.

Die Ereignisse des Jahres 1552 waren so, dass es der ganzen Energie Ewalds bedurfte, um die Stadt und vielleicht auch die Abtei vor dem gänzlichen Ruin zu bewahren.

Unter Führung des Kurfürsten Moritz von Sachsen hatte eine Reihe deutscher Fürsten mit Frankreich Verhandlungen angeknüpft, die sich gegen den Kaiser richteten.

Unter diesen Fürsten befanden sich der Landgraf von Hessen, die Herzöge von Mecklenburg und Oldenburg, sowie der Markgraf Albrecht von Brandenburg. Sie wollten damals die Stadt Frankfurt am main zum Abfall vom Kaiser bringen und als alls Vorstellungen und Drohungen (zuletzt auf einer Taguung in Frankfurt-Bonames) nichts nützten griff man zur Gewalt. Ulm wurde vergeblich gebrannt und auch die Stadt Frankfurt rüstete sich bis zum Äußersten.

Als der Markgraf Albrecht, von Franken kommend, die "Maingasse" (Handelswege von Nürnberg) herabzog, verbreitete er großen Schrecken. Nürnberg, Würzburg und Mergentheim wurden gebrandschatzt. Der Kurfürst von Mainz, militärisch ohnmächtig, bat um Frieden. Die von ihm geforderten 500.000 Gulden überstiegen jedoch bei weitem seine Kräfte. Aschaffenburg und Miltenberg wurden geplündert. Der Rat der Stadt Frankfurt warb 1000 Landsknechte an und nahm den kaiserlichen Oberisten Konrad von Hanstein in seine Mauern auf. Das kleine Seligenstadt aber mit seinen höchstens 500 Verteidigern und seiner gänzlich ungenügenden Artillerie konnte an Widerstand gegen die 30.000 Mann des Markgrafen überhaupt nicht denken, zumal es auf Entsatz durch den Kurfürsten zu rechnen hatte. Von Aschaffenburg aus schickte der Markgraf den Grafen von Leiningen mit einem Trompeter nach Seligenstadt, um die Stadt zur Übergabe aufzufordern. Da bewaffneter Widerstand nicht möglich war, blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sich mit einer Brandschatzung loszukaufen, wie es auch ihr Landesherr tun wollte. Die Brandschatzung wurde auf 4000 Gulden festgesetzt. Es war jedoch schwer´, diese Summe in der gesetzten Frist aufzubringen. Der Geldmarkt in Frankfurt war geschlossen und deshalb von dort kein Geld mehr zu bekommen.

Ewald reiste nach Gelnhausen, Babenhausen und Wasserlos um von dortigen Geldmännern die geforderte Summe zu beschaffen. Die Bürger und Zentbewohner wurden nach ihrem Vermögen mit Beiträgen belastet, die innerhalb weniger Tage bezahlt werden mussten. Viele waren dazu aber nicht in der Lage und manche zahlten noch Jahrzehnte lang die Summen an die Stadt "wegen der Markgräflichen Brandschatzung". In dieser Geldnot scheint Ewald an die reich Abtei gedacht zu haben, da die Abtei innerhalb der Satdtmauern lag und im äußersten Fall mit der Stadt zugrunde gegangen wäre. Dass der Stadtrat schon vorher Wein für die Truppen bereitgestellt habe ist unwahr. Die Stadtrechnungen weisen wohl Weinlieferungen auf, die jedoch alle während der Anwesenheit der Truppen getätigt wurden.

Diese Weinlieferungen waren bei weitem nicht die einzigen Sachleistungen, die von der Stadt getätigt wurden. Sämtliche Lieferungen wurden gewissenhaft in den noch vorhandenen und von der kurfürstlichen Regierung geprüften Stadtrechnungen gebucht.

Weinckes und nach ihm Steiner bringen nun einen dramatischen Bericht über das Vorgehen Ewalds gegen Abt Paul Oehl. Dieser habe von ihm die Schlüssel von Keltern und Speichern verlangt und Gewald angewandt, als ihm diese verweigert wurden. Außer diesem abteilich gefärbten Bericht sind jedoch keine weitere Schilderungen über diese Vorgänge vorhanden. Man muss sich jedoch auch einmal in die Lage der Bürger und der Stadt versetzen, die mit ungeheuren Opfern an Geld, Vieh, Getreide, Wein und Holz erkaufte, dass die Stadt und mit ihr die in ihr gelegene Abtei nicht geplündert wurde.

Der Abt ließ schließlich den Stadtrat durch einen Gesandten fragen, ob dieser auf Geheiß des Kurfürsten vorgegangen sei. Was Weinckes über die Vrehandlung dieses Abgesandten mit dem Stadtrat berichtet, dass dieser nämlich dem Stadtrat Meineid und Verrat vorgeworfen habe, und dass daraufhin Ewald wütend aufgesprungen sei und ihm mit Verhaftung des Abtes gedroht hätte, dafür fehlt jegliche sonstige Quelle, die eine Nachprüfung gestattet. Man kann sich jedoch vorstellen, dass in so aufregenden Zeiten jedem Wort von der gegnerischen Seite eine andere Deutung gegeben werden kann.

Dass der Abt floh ist eine Tatsache. Das war auch im Dreißigjahrigen Krieg immer der Fall und durchaus klug, wie der Fall des Abtes von Murhardt beweist. Wahrscheinlich ist, dass er nach Frankfurt ging und dort Ewald und seine Genossen beim kaiserlichen Obersten von Hanstein verklagte. Dass man in Seligenstadt über die Gegenwart des Markgrafen frohlockte, ist unwahr. Die Bürger konnten sich über die riesigen Zahlungen, die ihnen auferlegt wurden, unmöglich freuen.

Als man glücklich die 4000 Gulden beisammen hatte, weigerte sich der Herzog von Mecklenburg, sie zum üblichen Kurs anzunehmen und verlangte eine Nachzahlung. Es wurden ganze Waldstrecken abgeholzt, große Flöße gebaut, die von den Seligenstädter Fischern nach Frankfurt getrieben wurden. Etwa 100 Schanzgräber wurden von der Stadt Frankfurt angefordert und mit nach Frankfurt genommen. Später berief man sie heimlich ab.

Als das Heer des Markgrafen vor, und der Markgraf selbst in der Stadt lagen, war damit noch lange nicht genügend Sicherheit für das Leben und den Besitz der Bürger gegeben. Man setzte eine Wachtruppe an die Tore, die aus Markgräflern und Bürgern zusammengesetzt war und den Soldaten den Eintritt in die Stadt verwehren sollte. Als auch dies nichts nützte, griff man zu einem ungemein schmachvollen Mittel um weitere Gewaldtaten der Soldaten zu verhindern:

Item kosten die Franzosische Wappen odder galbabert außzupringen so man dhan ans thor und Rathaws geschlagenn, damit daß Kriegsvolck keinen ferneren gewalt in der Stadt ubenn sollt, 2 Thaler, thut 4 Pfund, 2 Schillinge, 4 Heller" Das war die schmachvollste Stunde, die Seligenstadt je erlebte. Um trotz aller Opfer und trotz der Gegenwart des Markgrafen den Drangsalierungen der Truppen zu entgehen, musste man sich unter den Schutz des französischen Königs stellen.

Ewald selbst scheint diese Schmach nicht angesehen zu haben. Er war zusammen mit dem Zentgrafen Heinrich Dreißer, Leonhard Hock, Peter Geyßler und Valentin Hornegk als Geisel für die Zahlung der Brandschatzung gefangen genommen und nach Babenhausen gebracht worden. Dort besuchte sie ihr Mitbürger Hans Blenck zweimal und brachte ihnen Kleidung und Bittschriften. Er bestach auch den Leibarzt des Markgrafen, Balthasar Eyßlinger, damit den Geiseln jedwede Erleichterung gewährt wurde.

Durch den Frieden von Passau wurde der Krieg beendet.

Ewald wurde offenbar auf Befehl des kaiserlichen Obersten Konrad von Hanstein zusammen mit Leonhard Hock und Valentin Hornegk gefangen genommen und in Frankfurt drei Wochen lang in Haft gehalten. Die Stadt schickte durch ihre Gesandten Heinrich Dreißer, Hans Hertel, Jost und Wolf von Harten eine Verteidigungsschrift an Konrad von Hanstein. Dieser entließ sie schließlich als gerechtfertigt.

Dass die kurfürstliche Regierung gegen Ewald und seine Genossen vorgegnagen sei ist unwahr, denn bereits ein Jahr später war Ewald wieder Bürgermeister.

Die weitere Geschichte Ewalds bewegt sich in ruhigen Bahnen. Er trieb sein Geschäft und gelangte zu immer größerem Wohlstand.

1562 kaufte er mehrere Äcker.

Um 1570 starb er.

LITERATUR:

Roman Freiherr von Prochazka, Meine zweiunddreißig Ahnen und ihre Sippenkreise. Leipzig 1928, Seiten 450 ff.

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Ewald Gelf, I's Timeline

1501
1501
Dieburg, Darmstadt, Hessen, Germany
1527
1527
Seligenstadt, Darmstadt, Hessen, Germany
1528
1528
Seligenstadt, Darmstadt, Hesse, Germany
1529
1529
Seligenstadt, Darmstadt, Hessen, Germany
1530
1530
Seligenstadt, Darmstadt, Hesse, Germany
1567
1567
Seligenstadt, Darmstadt, Hessen, Germany
1570
1570
Age 69
Seligenstadt, Darmstadt, Hessen, Germany