Ignaz Schönberg

1871 wird bei Lehmann unter den Protokollierten Firmen sowie im Branchenverzeichnis unter »Geldwechsler, Ein- und Verkauf von Staats- und Lotterie-Papieren« das Geschäft »Sigm[und] Weiß & Schönberg« mit Sitz in der Rosmaringasse 6 angeführt. Die sogenannte »Offene Gesellschaft« wurde am 9. Februar 1870 gegründet und am 19. Februar 1870 beim k. k. Handelsgericht Wien in das Handelsregister für Einzelfirmen eingetragen.

»Offene Gesellschafter sind: Sigmund Weiß, Wechselescompteur, und Ignaz Schönberg, beide in Wien wohnhaft. Das Vertretungsrecht der Gesellschaft steht beiden offenen Gesellschaftern collectiv derart zu, daß Sigmund Weiß die Worte ›Sigm. Weiß‹ zeichnet und ›Ignaz Schönberg‹ die Worte ›& Schönberg‹ beisetzt.«

Zwischen April und Juli 1870 sowie Februar und November 1872 inserierten Sigmund Weiß und Ignaz Schönberg regelmäßig in der Morgen-Post, einer Tageszeitung mit Redaktionssitz in der Leopoldstadt, unter der Rubrik »Kleiner Anzeiger«. So bot man zu Beginn etwa niedrige Verzinsung von Darlehen »an Haus- und Realitätenbesitzer, Kaufleute, Fabrikanten, Privaten, auch auf Bauten gegen Wechsel und Schuldscheine in jedem Betrage.« Im Februar 1872 wurde der Geschäftssitz in die Eßlinggasse 12 nächst Franz-Josefs-Quai »vis a vis dem Kaiserbade« verlegt. Das »Comptoir von Sigm Weiß & Schönberg« bot nun

»Geld in jedem Betrage zum Häuserbauen, auch auf Realitäten und Erbschaften, sowie für gute Wechseln auf Geschäftsleute und Fabrikanten bei prompter Abwicklung und billiger Ver[r]echnung.«

Ab April 1872 inserierte die Firma mit Adresse Eßlinggasse 16. Der letzte Eintrag für »Sigm. Weiß & Schönberg« im Wohnungsanzeiger und im Verzeichnis Protokollierter Firmen findet sich im Jahr 1875, nur 4 Jahre nach der Gründung. (Wie erwähnt gehen die in Lehmann veröffentlichten Daten teilweise auf Informationen aus dem Vorjahr zurück.) Ab April 1872 erscheint Sigmund Weiß (ohne Nennung seines Geschäftspartners) im Anzeigenteil diverser Wiener Tageszeitungen als Grundstücksmakler bzw. Realitätenvermittler. Ignaz Schönberg blieb dem Gewerbe nach der Trennung von Weiß zunächst verbunden und führt noch einige Jahre in Alleinregie ein Wechsel- und Escompte [= Diskont] Geschäft. Dies wird durch Lehmann ebenso wie die unter »Dienstgesuche und Anerbieten« weiterhin in der Morgen-Post aufgegebenen Inserate dokumentiert:

»Geld! Ignaz Schönberg in Wien, Leopoldstadt, Ferdinandstraße 22, gibt direct jeden Vertrag an Grund- und Hausbesitzer auch ohne Vormerkung, kauft und belehnt gute Forderungen, Erbschaften und Legate. Discretion verbürgt. Sprechstunden an Wochentagen von 11–12 und von 1–3 Uhr. Auch brieflich. Vermittler ausgeschlossen.«

Das letzte Inserat der Firma in erschien im August 1875 . Erst am 12. Oktober 1875 wurde das »Wechsel- und Escomptegeschäft« beim k. k. Handelsgericht Wien in das Handelsregister eingetragen. Am 5. November 1875 erteilte das k. k. Handelsministerium Ignaz Schönberg, Kaufmann in Wien, unter nämlicher Adresse zudem das

»Privileg […] auf eine eigenthümliche Construction von Briefpaper, welches den Brief Umschlag und Verschluß in einem Stücke vereint, genannt ›Universalbrief‹, für die Dauer Eines Jahres.«

1881–83 wird Ignaz’ Frau Charlotte (Lotte) als Inhaberin eines Warencommissionsgeschäfts geführt (Kaiser Josephstraße 32). Arnold Schönbergs Onkel Ignaz wird nunmehr als Kaufmann, 1884 vorübergehend als Geschäftsleiter (Mariahilfer Straße 114) und ab 1885 wiederum als Kaufmann (Schottenfeldgasse 26) tituliert.

 Ignaz Schönberg heiratete am 26. Mai 1872 Charlotte Weiß. Deren verwandtschaftliche Beziehung zu Ignaz’ Mitgesellschafter Sigmund konnte noch nicht ermittelt werden. 

 Firma-Protokollierungen, in: Amtsblatt zur Wiener Zeitung und Central-Anzeiger für Handel und Gewerbe (27. Februar 1870), Nr. 47; wortgleiche Veröffentlichungen der Firmengründung erschienen in der Rubrik Handelsregister, in: Neue Freie Presse. Morgenblatt (26. Februar 1870), Nr. 1974, p. 5, sowie Handelsgerichtliche Kundmachungen. II. Am Register für Gesellschaftsfirmen, in: Gerichtshalle. Amtsblatt 14 (3. März 1870), Nr. 17, [Beilage]. Vgl. auch Lehmann 1871, p. 518 (Ignaz Schönbergs Mitgesellschafter wird unter nämlicher Adresse im selben Jahr noch als »Kleiderhändler« geführt).

 Morgen-Post 20 (27. April 1870), Nr. 115 [Kleiner Anzeiger]; sowie Folgenummern.

 Morgen-Post 22 (15. Februar 1872), Nr. 44 [Kleiner Anzeiger]; sowie Folgenummern.

 Morgen-Post 22 (15. April 1872), Nr. 102 [Kleiner Anzeiger]; sowie Folgenummern.

 Die Privat- bzw. Geschäftsadressen von Ignaz (und Charlotte) Schönberg wechseln in dieser Zeit im Jahresrhythmus: Herminengasse 4 (1873), Augartenalleestraße 7 (1874), Praterstraße 32 (1875), Ferdinandstraße 22 (1876), Glockengasse 18 (1877), Blumauergasse 14 (1879), Reisnerstraße 10 (1880), Springergasse 4 (1881).

 »Baugrund […] zu verkaufen. Auskunft beim Eigenthümer Sigm. Weiß, Wien, I. Bezirk, Eßlinggasse 16«, in: Morgen-Post 22 (18. April 1872), Nr. 105, p. [8] (sowie in sechs weiteren Ausgaben bis Mai 1872); »Elegante Wohnungen […] Auskunft bei Sigm. Weiß, Stadt, Eßlinggasse Nr. 16«, in: Deutsche Zeitung. Morgenblatt (1. Juli 1874), Nr. 895, p. 12; sowie in: Deutsche Zeitung. Morgenblatt (2. Juli 1874), Nr. 896, p. 12.

 Morgen-Post 25 (17. Juli 1875), Nr. 196 [Kleiner Anzeiger]; sowie Folgenummern.

 Morgen-Post 25 (12. August 1875), Nr. 222 [Kleiner Anzeiger].

 Firma-Protokollirungen, in: Wiener Zeitung. Amtsblatt (19. October 1875), Nr. 240; Handelsgerichtliche Kundmachungen, in: Gerichtshalle 19 (18. Oktober 1875), Nr. 83 [Amtsblatt].