Louise Paula Tiktin

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Louise Paula Tiktin (Mühsam)

Birthdate:
Birthplace: Berlin, Germany
Death: July 12, 2010 (107)
Melbourne, Victoria, Australia
Immediate Family:

Daughter of Dr. med. Wilhelm Willy Mühsam and Paula Rosalie Mühsam
Wife of Dr. jur. Kurt Gustav Ernst Tiktin, twin
Ex-wife of Maximilian Käsbohrer
Mother of Juan Tiktin
Sister of Dr. phil. Heinrich Mühsam and Rudolf Wilhelm Mühsam

Managed by: Thomas Föhl (c)
Last Updated:

About Louise Paula Tiktin

after the divorce of her first husband and her emigration from Berlin she lived in Melbourne, Australia; c.f. Berliner Zeitung, 15.8.1998:

BERLIN, im August. Louise Tiktin lebt seit rund 60 Jahren in Australien, und doch hält man sie dort oft für eine Touristin. Es ist der Akzent ihrer Sprache, der für dieses Mißverständnis sorgt. Ende 1938, noch vor der Reichspogromnacht, ist Louise Tiktin mit ihrem Mann aus Deutschland geflohen und ein halbes Jahr später in Australien gelandet. Sie hat zwar ein Heim gefunden, jedoch keine Heimat. Sechs Jahrzehnte nach der Flucht hat die 95jährige Heimweh nach Berlin; es ist der Wunsch eines Menschen, einen Platz zu haben, wo er hingehört. "Wenn man die Kinderlieder nicht kennt, weiß man, daß man ein Fremder ist", zitiert sie ihren Mann. Louise Tiktin ist eine geborene "Mühsam", Mitglied einer Familie, die viele Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Am bekanntesten ist heute noch der Autor Erich Mühsam, der als Anarchist 1919 an der Proklamation der bayerischen Räterepublik beteiligt war und 1934 von den Nationalsozialisten im KZ Oranienburg ermordet wurde. Der Schriftsteller Paul Mühsam sah 1924 in seinem Buch "Der ewige Jude" die Katastrophe voraus, als er das über Ahasver zu Gericht sitzende Volk sagen läßt: "Der Jude sei gestäupt, verbrannt, gehängt! Auf! Plündert, schändet, foltert, mordet, sengt!" Louise Tiktin ist eine der wenigen Überlebenden der Familie. Ihr Hochzeitsbild von 1929 zeigt 18 Personen, sieben davon gingen ins Exil, eine beging Selbstmord, zwei wurden in Konzentrationslagern ermordet. Ihr damaliger Ehemann dagegen machte nach 1933 sogar Karriere. Die Voraussetzung dafür war, daß er sich scheiden ließ. Die einzige Verbindung, die Louise Tiktin noch zu ihrer Berliner Heimat hat, ist das Haus ihrer Eltern in der Reinhardtstraße 36 im Bezirk Mitte. Ihr Vater, Dr. Wilhelm Mühsam, hatte dort seit 1907 eine Augenklinik betrieben. Seit 1996 versucht sie, dieses Haus wiederzubekommen bislang vergeblich. 1942 wurde Louises Bruder, der Journalist Dr. Heinrich Mühsam, gemeinsam mit der Mutter Paula Mühsam nach Theresienstadt deportiert. Zuvor hatte er ein sogenanntes Verfolgtentestament geschrieben, in dem er seine einzige nichtjüdische Verwandte, seine Tante Frieda Mühsam, "im Falle seines Todes" als Alleinerbin einsetzte. Er wollte damit die 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz umgehen, die festschrieb, daß das Vermögen von Ausgewanderten und Deportierten in den Besitz des Deutschen Reiches übergehen sollte. Die Mutter kam im Mai 1943 in Theresienstadt um, und er selbst wurde im Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Aus der Familie überlebten nur Louise und ihr zweiter Bruder Rudolf Mühsam. Nach dem Krieg heiratete die verwitwete Tante wieder und trat als Frieda Roediger formal das Erbe der Familie an. In Verzichtserklärungen gegenüber Entschädigungs- und Ausgleichsämtern klärte sie jedoch die historischen Ursachen der Erbfolge auf. So zum Beispiel 1959: "Die Erbeinsetzung erfolgte aus dem Grund, weil ich selbst Arierin bin und weil der Erblasser hoffte, durch die Erbeinsetzung meiner Person seinen Nachlaß dem Zugriff des nationalsozialistischen Regimes zu entziehen. Da ich aus dieser Situation keinen ungebührlichen Vorteil ziehen will, verzichte ich hiermit unwiderruflich zugunsten von Frau Louise Tiktin und Herrn Rudolf Mühsam." Diese Erklärung zeigt den eindeutigen Willen der Erbin: Sie sah sich als bloße Treuhänderin des Mühsamschen Besitzes. So einigte man sich gütlich und unterließ es, den Erbverzicht notariell beglaubigen zu lassen. Formal gesehen blieb sie deswegen Erbin der Familie Mühsam. Für das Haus in der Reinhardtstraße 34 galt zu dieser Zeit ohnehin, daß es in der DDR lag und ein Zugriff auf das Gebäude außerhalb der rechtlichen und politischen Möglichkeiten war. Diese Situation änderte sich nach 1989, und nun erweist es sich als verhängnisvoll, daß die Äußerung Frieda Roedigers in bezug auf das Haus in Ostberlin keinen rechtsgültigen Erbverzicht darstellt. Dies widerum nutzten die Erben der mittlerweile Verstorbenen: Die Berliner Juristen Detloff und Wolfgang Henke ließen sich 1995 mit neuen Erbschein-Ausfertigungen als Eigentümer des Grundstückes Reinhardstraße 34 im Grundbuch eintragen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde im Grundbuch als Besitzer der 1939 verstorbene Dr. Wilhelm Mühsam genannt. Weder die Nationalsozialisten noch die DDR hatten den Besitz also enteignet. Die neuen Eigentümer des Mühsamschen Hauses verkauften dieses 1997 für 3,8 Millionen Mark und boten Louise Tiktin eine einmalige Abfindung von 15 000 Mark an. Diese erhob daraufhin im Februar 1998 vor dem Landgericht Berlin Klage wegen "unrechtmäßiger Bereicherung". In der Verhandlung am 16. Juli schlug der Richter einen Vergleich vor. Rund ein Fünftel des Verkaufserlöses, nämlich 700 000 Mark, sollten die Gebrüder Henke an Louise Tiktin zahlen. Detloff und Wolfgang Henke aber lehnten ab. Louise Tiktin hat keine leiblichen Erben. Es geht ihr nicht um Geld, sondern um Gerechtigkeit. Und sie möchte durch das Haus ein Stück Heimat wiedergewinnen. Ein Urteil wird für den 27. August erwartet.

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Louise Paula Tiktin's Timeline

1903
March 6, 1903
Berlin, Germany
2010
July 12, 2010
Age 107
Melbourne, Victoria, Australia
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